Wir stellen uns der historischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

1. Januar 1970

In den Osterferien reiste eine 27-köpfige Delegation der Jungen Union Kerpen (JU) im Rahmen ihrer diesjährigen politischen Bildungsfahrt ins Oswiecim, um sich bewusst mit den grauenhaften Taten des Dritten Reiches auseinanderzusetzen. Kaum ein Ort könnte dieses Verbrechen deutlicher machen als das ehemaligen Kon zentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Hier töteten die Nazis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs rund 1,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder meist jüdischen Glaubens.

„Wir wollten mit unseren Jugendlichen hautnah den Ort kennenlernen, an dem das größte Menschenverbrechen aller Zeiten ausgeübt wurde, um uns unserer politischen Verantwortung noch bewusster zu vergegenwärtigen“, so der Vorsitzende der JU, Stefan Haasenleder, bei einem Treffen mit dem örtlichen Stadtpräsidenten. „Die Eindrücke und Erfahrungen, die wir hier hautnah sammeln durften, hätte uns in dieser Form kein Schulbuch vermitteln können.“

Die Verantwortlichen der Stadt Oswiecim zeigten sich begeistert über das rege Interesse der Parteijugend, besonders weil sich die Jugendlichen - statt auf eine Urlaubsreise - lieber auf den Weg machten, aus der Vergangenheit zu lernen, um damit zukünftig verantwortungsvoll in ihrem politischen Handeln zu wirken. In seiner Ansprache betonte der JU-Vorsitzende die entscheidende Rolle der kommenden Generationen: „Wir tragen zwar nicht die Schuld an der Vergangenheit, aber als politischer Nachwuchs tragen wir vor allem die Verantwortung für die Gegenwart und die Zukunft.“

Enttäuscht zeigt sich der Vorsitzende jedoch über den Umgang mit den Jugendlichen seitens der Stadt Kerpen. Diese verweigerte eine finanzielle Förderung der Bildungsfahrt, obwohl die Gruppe mit Ihrem Partnerschaftsbeauftragten, Friedrich Löhr, die Stadt bei ihren polnischen Freundinnen und Freunden bestens repräsentierte.

Ergänzt wurde die Bildungsfahrt noch mit einer Stadtführung durch Krakau und einem Besuch in Wadowice, der Heimatstadt von Papst Johannes Paul II. Hier beschäftigte sich die Junge Union mit der Geschichte Polens und den Gräueltaten des Kommunismus‘. Dass Friede keine Konsequenz aus Gewalt ist, sondern tagtäglich erstrebenswerte Zielsetzung des politischen Handelns sein muss, wurde in Polen für die Jugendlichen mehr als deutlich: „Das 20. Jahrhundert war geprägt durch eine braune und eine rote Diktatur; Extremismus darf sich nicht wiederholen! Daher möchten wir das 21. Jahrhundert mit Frieden und Gerechtigkeit verantwortlich mitgestalten“, bilanzierte Haasenleder den Auftrag dieser Bildungsfahrt.