Trotz Trennung Freunde bleiben?!

10. Mai 2019

Gedimmtes Licht, Barhocker, Stehtische und „a pint of ale“. Mehr brauchte es nicht, um in einer ungezwungenen Pub-Atmosphäre mit dem britischen Generalkonsul, Rafe Courage, in die Diskussion zu kommen. Aus Düsseldorf war der Diplomat der Einladung zur Veranstaltung der Jungen Union (JU) Rhein-Erft ins Brühler Restaurant Seasons gefolgt, die im Rahmen der Themenwoche Europa der CDU Rhein-Erft stattfand.


Der anstehende „Brexit“ ist aus Sicht der JU im Themenfeld Europa aktuell eine der geschichtsträchtigsten Entwicklungen innerhalb der EU. Während 71 % der 19- bis 24-Jährigen für den Verbleib in der EU stimmten, aber nur spärlich die Wahlurnen aufsuchten, wählten knapp zwei Drittel der über 65-Jährigen für einen Austritt aus der EU. Darum ging die JU mit ihrem Gast der Leitfrage nach, wie es möglich ist der jungen britischen Generation, trotz des sich immer deutlich abzeichnenderen Brexits, die Hand zu reichen, damit dieser Generation nicht auch gänzlich der Spirit für Europa verloren geht.


Generalkonsul Courage erläuterte den Anwesenden verständlich und in hervorragendem Deutsch und die komplexen Zusammenhänge rund um den Brexit. Dabei warb der britische Generalkonsul unumwunden und fernab der ansonsten vorsichtig gewählten diplomatischen Worte für einen regen Austausch der Nationen. Ob dieser über die Deutsch-Britische Gesellschaft, Schulfahrten, Jugendfeuerwehren, die Politik oder über eine Belebung und Verjüngung der alten Idee der Städtepartnerschaften, wie beispielsweise zwischen Brühl und Leamington Spa, erfolge, sei dabei zweitrangig. Die Tatsache, dass Großbritannien nun doch noch einmal an den Wahlen zum Europäischen Parlament teilnehmen wird, sei selbst für ihn unerwartet gewesen, gab der britische Generalkonsul zu. Hinsichtlich der bestehenden Projekte im Bereich Bildung und Forschung stellte Herr Courage den jungen Teilnehmern gegenüber in Aussicht: „An dem Austauschprogramm ‚Erasmus+‘ und gemeinsamen Forschungsvorhaben möchte das Vereinigte Königreich gegen eine entsprechende Beteiligung auch weiterhin wie ein Mitgliedstaat der Europäischen Union teilhaben.“
Der Kreisvorsitzende der Jungen Union Rhein-Erft, André Hess, zog die Position der JU klar: „Um Europas Handlungsfähigkeit beizubehalten, fordern wir konstruktive Verhandlungen mit Großbritannien über eine Zusammenarbeit auch nach einem möglichen Brexit. Der jungen britischen Generation soll weiterhin das Angebot eröffnet bleiben einen Brexit wieder rückgängig zu machen.“ Schließlich sei das Vereinigte Königreich eine der größten und dynamischsten Volkswirtschaften und Kulturnationen in Europa, die an der Seite Deutschlands stets eine starke Stimme für christdemokratische Kernanliegen wie Demokratie, Rechtstaatlichkeit und freien Handel war.


Nach einer rund zweistündigen, regen Diskussion über Plebiszite, den sogenannten Backstop und die Rolle des britischen Königshauses im Brexit, die aufgrund des offenen Plenums auch immer wieder externe Zuhörer fand, erhielt der britische Generalkonsul durch André Hess ein englisches Nationalgetränk als Gastgeschenk. Der in Frechen destillierte Wayfarer-Gin ist bereits aufgrund des Namens für Personen des diplomatischen Dienstes geeignet, bemerkte Rafe Courage und verließ das Restaurant nicht britisch, um gerade noch pünktlich den Zug zu erreichen.